Heilfelsen Haßberge

Heilfelsen, Geo-Mathematik und Wünschelrutengehen in den Haßbergen

Die Ideen von Heilfelsen in den Haßbergen mit ihren dahinter stehenden Theorien zur Geo-Mathematik klingen auf den ersten Blick nachvollziehbar.

Sie sind auch nicht böse gemeint. Aber sie sind falsch. Leider widerspricht diesen Ideen kaum jemand. Und ohne Widerspruch bleibt nach einer Heilfelsen-Führung der Gedanke „Es könnte ja sein.“ – auch, wenn vieles dagegen spricht.

Deswegen gibt es hier 7 Gründe, warum man der Idee Heilfelsen in den Haßbergen, vor allem Reutersbrunn und Rotenhan, nicht glauben sollte.

Heilfelsen in den Haßbergen

Die Idee der Heilfelsen in den Haßbergen stammt aus den 80ern

Kein „altes Wissen“: Irene und Oswald Tränkenschuh haben sich die Sache mit den Heilfelsen und vorgeschichtlichen Erdstrahlen-Sanatorien im Gebiet der Haßberge in den 80ern und frühen 90ern ausgedacht. Sie haben sie selbst durch Pendeln und geo-mathematische Berechnungen untermauert und ausgebaut. Es gibt keine greifbaren Belege für ihre Thesen abseits ihrer eigenen Aussagen.

Erst Burgruinen, dann Felsen

Anfangs wurden die Burgruinen Altenstein, Lichtenstein und Rotenhan mit ihren Resten mittelalterlicher Felsbearbeitung und mystischem Flair als Heilfelsen identifiziert.

Erst nach wissenschaftlichen Widerspruch und dem touristischen Erschließen dieser Ruinen „entdeckten“ sie die Felsen bei Reutersbrunn und verlagerten ihre Ideen dorthin.

Die „Messinstrumente“ liegen immer richtig

Sowohl beim Pendeln, als auch beim Wünschelrutengehen gibt es anscheinend nur Auswirkungen durch die bekannten / gewünschten Einflüsse. Heilfelsen leiten und verändern also die Erdstrahlen. Die geologischen Verwerfungen und Schichten darunter aber nicht?

Messungen ganz ohne umwelt- oder gerätbedingte Abweichungen sind verdächtig.

Keine Hinweise für Heilnutzung vor den 80ern

Es gibt keine positiven oder negativen Erwähnungen in den 500 Jahren, die wir durchgehende und nachvollziehbare Quellen in den Haßbergen haben, aus denen wir eine Nutzung von heilenden Felsen ableiten können. Auch nicht davor.

Bis in den 80ern die Tränkenschuhs kamen, hatte niemand je etwas von einer Heilwirkung dieser Felsen gehört.

Vermessung der Welt von den Haßbergen aus – mit Metern

Die Geo-Mathematik Oswald Tränkenschuhs hat eine etwas versteckte Grundannahme. Schon vor der Einführung des Meters um 1800 in Frankreich sei dieses Längenmaß weltweit und über alle Grenzen hinweg benutzt worden.

Dafür gibt es keine anderen Belege, als seine eigenen kruden und nicht sinnvoll nachvollziehbaren Berechnungen. Es reicht nicht, dass eine Rechnung mathematisch korrekt ausgeführt wurde. Sie muss auch im Kontext Sinn ergeben. Das tun seine Berechnungen nicht.

Ein verschwörungsmystisches Geschichtsbild

Die These von den Heilfelsen in den Haßbergen lässt sich nicht vom Weltbild ihrer Erfinder trennen:

Königsberg und die Haßberge als Zentrum von Weltbewegendem? Schmeichelhaft aber falsch. Ein Blick auf die Verwicklungen der Weltgeschichte, in dem alles zusammenpasst und Sinn ergibt? Beruhigend aber falsch. Völker, Schlachten und Orte, die abseits eigener Zahlenspiele nichts gemeinsam haben, verbinden? Ein schönes Hobby, aber falsch.

Keiner der „Beweise“ dieser Thesen hielt bisher einer kritischen Überprüfung stand.

Keine nachgewiesenen Heilungen

In den inzwischen über 30 Jahren, in denen die Heilfelsen bekannt sind, gab es keine von dritter Seite bestätigten Nachweise einer tatsächlichen Wirkung, die nicht mit Spaziergängen an der frischen Waldluft & Placebo-Effekt erklärbar wären.

Und das, obwohl die Trankenschuhs in den 90ern größere Besuchergruppen führten.

Heilfelsen wirken nicht über den Placebo-Effekt hinaus.

Geht mit diesem Wissen gerne trotzdem zu Heilfelsen-Führungen – aber fragt nach und widersprecht.

Die Vertreter der Heilfelsen- und Geo-Mathematik-Ideen sind nette Leute, charmant und in ihren Heimatorten gut eingebunden. Niemand will ihnen etwas Böses.

Auch die Heilfelsen-Führungen, die auch in April und Mai 2025 wieder stattfinden, werden nicht veranstaltet, weil die sie ausführenden Personen ihr Publikum wissentlich belügen wollen.

Das sollte sie aber nicht davor bewahren, dass man ihnen widerspricht. Denn nur so merken Sie vielleicht und andere Zuhörer, dass diese Theorien, so nett und herzerwärmend sie auch sein mögen, inkonsistentes, unbelegtes Wunschdenken sind.

Blödsinn ohne böse Absicht ist immer noch Blödsinn.

Bitte bleibt kritisch.

Sebastian Slawik